Bericht über die Herbsttagung 2017 des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft
Das Jahrestreffen des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft in Deutschland – Die Idee des Solidar-ökonomischen Landwirtschaftens zieht immer weitere Kreise!
Wie schön! Das spätherbstliche Wetter weht über hundert Menschen in die Tagungsstätte bei Kassel. Aus ganz Deutschland sammeln sich SoLaWi’s und deren aktive Mitglieder zum Gedankenaustausch. Das Netzwerk spinnt von Anfang an spürbar Fäden zwischen den Anwesenden und durch die vielen Räume und Workshops des Tagungsgeländes „Lebensbogen“ am Dörnberg. Hier findet an knapp zweieinhalb Tagen ein dichtes Programm inklusive der jährlich abgehaltenen Ratswahlen statt, das alle Engagierten auf Produzent*innen- und Verbraucher*innen-Seite der SoLaWi-Idee repräsentieren will. Die Vision, dass landwirtschaftliche Produktion und im Speziellen der Gemüseanbau nicht auf Kosten der Natur sondern mit ihr und zum Wohle aller umsetzbar sein soll, eint die hier Anwesenden. Es sind viele junge Menschen dabei, die eine SoLaWi gründen wollen oder gerade gegründet haben, viele, die seit Jahren dabei sind und eben auch die allerersten Pioniere, die schon 30 Jahre lang diese Form des Miteinanders zwischen Produzent*innen und Verbraucher*innen auf ihren Höfen praktizieren und ihre Erfahrungen seit vielen Jahren weitergeben.
Sehr spannend bleibt in diesen Tagen die Mixtur aus Pioniergeist, politischem Aktionismus und pragmatisch konstruktiven Geist. Dieser Geist kann nur dann aufkommen, wenn viele Menschen mit gemeinsamen Zielen einmal im Jahr zusammenkommen, um das Erreichte reflektieren zu können, um sich gegenseitig zu motivieren, Wissen zu teilen und Mängel zu thematisieren, die den Alltag behindern.
Ein besonderes Augenmerk des jährlich stattfindenden Treffens gilt natürlich diesen gemeinsamen Ideen, die durch die Arbeit des Netzwerks vorangebracht werden und immer weitere Kreise ziehen sollen. Dafür ist die Arbeit des Netzwerks von zentraler Bedeutung. Die wesentlichen Ziele stehen auch für mich erstmalig Anwesenden mit der Zeit ganz klar im Raum: Es gilt die nach wie vor wenig verbreitete Idee nach außen zu tragen und ein Stück weit verständlicher und ihrerseits vernetzungsfähiger zu machen. Und: Das Netzwerk soll all das liefern, was die Höfe und Initiativen brauchen. Nur so entsteht die Bereitschaft der SoLaWis, die Wichtigkeit des Netzwerks auch nach innen und auf ihren eigenen Jahresversammlungen zu vertreten. Im Folgenden ist nochmal zusammengefasst, was das Netzwerk bereits für alle SoLaWi’s tut bzw. welche Ziele es verfolgt:
- Sie bietet Beratung von Landwirt*innen und Verbraucher*innen, die eine SoLaWi gründen möchten.
- Sie stellt Informations- und Werbematerial zur Verfügung.
- Sie repräsentiert die Netzwerkidee nach außen und innen und betreibt Öffentlichkeitsarbeit für alle SoLaWi’s.
- Sie verschickt monatlich einen Newsletter inkl. Stellen- oder Hofgesuchen.
- Sie bereitet das bundesweite Vernetzungstreffen vor und sorgt für dessen Organisation.
- Sie ist Sammelstelle für Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen und regt die Zusammenarbeit in Regionalgruppen an.
- Sie bearbeitet Anfragen aus Politik und Forschung.
Die Frage, warum und von wem die dafür notwendigen Beiträge gezahlt werden, wurde nicht ausgespart. Die Finanzierungsgruppe erarbeitet eine anschauliche Darstellung, die deutlich macht, dass jedes Mitglied einer SoLaWi über seinen SoLaWi-Beitrag dem Netzwerk sinnbildlich eine Melange oder einen Latte Macchiato einmal im Jahr spendiert, damit dieses seine Arbeit machen kann (3 – 6 Euro/Jahr)! Das ist tatsächlich wenig, wenn man wie auf diesem Treffen merkt, wie dieser kleine Beitrag das große Ganze befeuern kann. Es wurde klar, dass das Netzwerk nicht Bittsteller bei den Höfen sein möchte, sondern dass es die Höfe in ihrer Argumentation ihren Mitgliedern gegenüber unterstützen will! Auf den Höfen und in den Initiativen finden ja im Regelfall überall Jahrestreffen statt, wo das Budget vorgestellt wird und daraus der Richtwert abgeleitet wird. Bei diesen Jahrestreffen sollte die Arbeit des Netzwerks nicht nur nicht vergessen, sondern jedenfalls vorgestellt werden. Am Dörnberg waren sich die anwesenden Höfe und ihre Vertreter*innen einig: Das Netzwerk und die dort geleistete Arbeit soll einen Punkt auf der Tagesordnung auf jeder JV der Netzwerkbetriebe bekommen. So werden die vielen Initiativen und Betriebe treibende Kraft des Netzwerks und der dort verfolgten Ziele!
Die Gruppe, die am letzten Tag die Bedarfsplanung für das nun anstehende Jahr 2018 nochmals konkretisierte, wird sich die dafür notwendige Vermittlungsarbeit mit der zuständigen Netzwerkstelle teilen. Diese gefundene Zusammenarbeit zeigt deutlich, dass nicht die für’s Netzwerk Arbeitenden eine ToDo-Liste abarbeiten werden, sondern dass gemeinsam gefundene Erkenntnisse und Enthusiasmus die teilnehmenden Menschen zur Zusammenarbeit beflügeln und diese sie zurück in ihre Betriebe trägt.
Von Karin Lischke
Dokumentation der Tagung (sicher bald): https://www.solidarische-landwirtschaft.org/aktuelles/netzwerktreffen/vergangene-treffen/
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