Offener Brief: Schlag ins Gesicht von ökologisch engagierten kleinbäuerlichen Betrieben durch Landeswettbewerb „Bestes Bio aus MV“

“Sau mit trinkenden Ferkeln” by Compassion in World Farming is licensed under CC BY 2.0

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Uns erreichte ein offener Brief von der Demeter-Hofgärtnerei Medewege zum jüngst ausgeschriebenen, landesweiten Wettbewerbs „Bestes Bio aus MV“. Wir unterstützen diesen und veröffentlichen ihn. Aus dem offenen Brief:

„Angesichts der Millionen Euro mit denen nach wie vor industriell agierende Großbetriebe finanziell gefördert werden, angesichts explodierender Boden- und Pachtpreise, wo nicht der geringste politische Wille zur Regulierung erkennbar ist, angesichts der bevorstehenden erneuten Zulassung von Glyphosat durch die EU- Kommission gegen die aus Deutschland wieder keine Einsprüche zu erwarten sind und einer endlosen Reihe weiterer Entwicklungen die dem ökologischen Landbau diametral entgegenstehen, wirkt ein landesweiter Wettbewerb, der mit einer Email und einem Preisgeld von gerade mal 1500 Euro daherkommt, sehr armselig.“

Zieht man sich den „Aufruf zur Teilnahme am 1. Landeswettbewerb „Bestes BIO aus MV“ Kategorie „Bestes Betriebskonzept““ des MV-Landwirtschaftsministers Till Backhaus hinzu, kommt unweigerlich die zynische Frage auf, ob man wenigstens die Fahrtkosten abrechnen kann, holte man sich das Preisgeld ab. Zynismus muss eben mit seinesgleichen beantwortet werden, denn darin heißt es:

„Diese Auszeichnung ist gedacht für besonders engagierte, fachlich hervorragende ökologisch wirtschaftende Betriebe der Tier- und Pflanzenproduktion und des Obst- und Gemüsebaus in Mecklenburg-Vorpommern.“

und weiter:

„Punkten können Bewerber mit einem Betriebskonzept, das neben Effizienz und Nachhaltigkeit unter anderem soziales Engagement und Einsatz für die Region erkennen lässt, und das sich als Leitbild für andere Betriebe eignet.“

Für 1500 EUR soll ein kleinbäuerlicher Betrieb¹ — formal sind auch diese angesprochen — also ein leitbildfähiges, umfassendes Betriebskonzept einreichen? Wer fördert damit eigentlich wen? Das ist eine Halbzeitstelle für einen Monat bei gerade einmal 15 EUR Stundenlohn — Brutto! Dabei ist die Verwaltung dieser Stelle nicht eingerechnet. Und das, ohne eine Sicherheit haben zu können, dass die investierte Lebenszeit nicht rausgeschmissen sein werden,wie beispielsweise bei einem Konzepterarbeitungsauftrag? Nur aus Spaß würde ich eine „Bewerbung“ mit der Notiz versehen: „Porto zahlt Empfänger“.

Gut, dass Geld nicht alles ist, auch wenn es ohne schwieriger wird! Denn so investieren wir statt in eine Bewerbung unsere Energie lieber weiter unbeirrt in eine handfeste, zukunftsfähige Agrarwende hin zu einer echten, tragfähigen, gleichberechtigten Ernährungssicherheit und -souveranität. Wer uns dabei unterstützen möchte, kann sehr gerne mitmachen oder sich politisch engagieren.

¹ Eine der Kernaussagen des 2008 veröffentlichten Weltagrarberichtes des Weltagrarrates IAASTD lautet: „Die besten Garanten für die lokale Ernährungssicherheit sowie die nationale und regionale Ernährungssouveränität sind kleinbäuerliche Strukturen. Ihre Multifunktionalität mit ihren ökologischen und sozialen Leistungen müssen anerkannt und gezielt gefördert werden.“

Quellen


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