Weizenvielfalt und klimaangepasste Landsortenzüchtung durch politische Bevorzugung von einigen wenigen Hybridsorten gefährdet

USDA photo by Jack Dykinga

Schon seit einigen Wochen bewegt mich hier und da eine Ansage. „Brot in Not„, weil Bundesumwelt- und Bundesforschungsministerium Hybridweizenforschung fördere. Die reißerische Aufmachung von Aktion-Agrar scheint im Kampf um Aufmerksamkeit heutzutage wohl notwendig — schön finde ich’s nicht. Als Basis finde ich das jedenfalls nicht ausreichend, im Kern scheint mir der „Aufschrei“ jedoch angebracht. Urteilt selbst:

Eine zentrale Erkenntnis des Weltagrarberichts zeigte schon 2009 deutlich auf:

Die besten Garanten für die lokale Ernährungssicherheit sowie die nationale und regionale Ernährungssouveränität sind kleinbäuerliche Strukturen. Ihre Multifunktionalität mit ihren ökologischen und sozialen Leistungen müssen anerkannt und gezielt gefördert werden.

Speziell zum Hybridsaatgut kommt der Bericht zum Schluss:

Weil die ertragreicheren Hybridsorten in der folgenden Generation keine Samen von einheitlicher Qualität mehr hervorbringen, wirken sie wie ein „biologischer Sortenschutz“.

Meiner Erkenntnis nach steht diese gezielte Förderung von Hybridsorten (nicht nur beim Weizen) dieser Erkenntnis diametral entgegensteht. Meine Sorgen wachsen zusätzlich im Zusammenhang mit den großen Fusionen der letzten Jahre im Agrarsektor. Auch schon ohne die Verschmelzung Bayers mit Monsanto letztes Jahr beherrschten 2015 schon „drei [Welt-]Konzerne mehr als 60 Prozent der Märkte für kommerzielles Saatgut und für Agrarchemikalien“ (siehe „Konzernatlas“ S. 20), und einen Großteil von Anmeldungen für das Eigentum an Pflanzen beim Europäischen Patentamt entfallen auf sie: Bayer/Monsanto, DuPont/Dow Chemical und Syngenta/ChemChina.

Unterstützung findet die oben genannte Kampagne gegen die einseitige Unterstützung der Hybridsortenforschung beim — nicht nur wegen schöner Pflanzenbilder empfehlenswerten — „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzen e.V.„, beim Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. und der „Saatgutkampagne“ (Newsletter Nr. 32, 6. Nov. 2016 als PDF).

Einen getreidigen Gruß an das „Weizen-Notkommitee“ vom Hof Ulenkrug. Und an die „Nachbarschaftliche Fördergemeinschaft für natur- und sortenerhaltenden Getreideanbau und Herstellung von Backwaren in Handarbeit (Naföba) e.V.“, der ihre emsige Arbeit, u.a. diverse Weizensorten keimfähig zu halten durch fortwährenden Anbau, mit seinem Backen (also dem Verbrauch des Ulenkruggetreides) ein wenig unterstützt.


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